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Um den grossen Berg | Illustrationen | |||||||||||
Um den grossen Berg Janina Hobgarska | ||||||||||||
Der Berg ein charakteristischer Punkt am Horizont. Das Ziel für Wanderungen und Wallfahrten. Ein auffallendes Kennzeichen der Landschaft, das seine eigene Welt und Identität erzeugt. Eine Quele der konzentrierten Energie. Der Berg reinigt das Bewusstsein und lehrt Demut. Er eröffnet vor uns andere Räume. Lässt Sinn und Kraft aufleben. Gibt die Möglichkeit, die Welt und uns selbst von einer anderen Perspektive zu sehen. Der Berg ist ein Ort der Kraftschöpfung, der Erweckung und mitunter auch der Erleuchtung. Er vermittelt zwischen Himmel und Erde, ist Zeichen und Bild der Ewigkeit. Der Berg ist schön, überraschend und unnachahmbar. Er lässt keinen gleichgültig. Der Berg ist eine Aufforderung. Uns interessiert besonders die Schneekoppe - der Berg, der uns am nächsten ist. Uns interessiert, was in die Landschaft der Schneekoppe und um sie herum eingeschrieben worden ist, welcher Art sind die Spuren des Menschen in ihr, wie ist sie dargestellt und beschrieben worden, was kann von dieser eigentümlichen Aufzeichnung heute noch abgelesen und wie kann ein nächstes Blatt zu dem nie endenden Bergbuch hinzugeschrieben werden. Wir begeistern uns für Erforschungsversuche, was dieser Berg für die Tschechen und für die Deutschen war, welche Bedeutung er für die schlesische Tradition hatte, was er heute für die Tschechen und die Polen ist. Seine Gegenwart hat sich in der Kultur von drei Nationen kenntlich gemacht. Im tschechischen Bewusstsein ist er in die Strömung der nationalen Wiedergeburt und der Unabhängigkeitsbestrebungen eingeflochten, in der schlesischen Kultur wird er hauptsächlich im Kontext der Religion und der Volkstümlichkeit aufgenommen, wessen Widerspiegelung in der lokalen Sittlichkeit, dem eigenständigen Kunstschaffen und Kunstgewerbe mühelos aufzufinden ist. In der polnischen Kultur wird - nach Jahren, als er ein in politische Verwirrungen verwickelter Grenzberg war - sein nächstes Kapitel durch die Gegenwart geschrieben. Das Fundament aus mehreren Kulturen, auf dem die Geschichte unserer Region gebaut wird, zeugt von ihrer Stärke und vom Reichtum des Erbes. Es lässt nach einer Kontinuität suchen, einer zumindest für die Künstler gemeinsamen Art, die Welt zu sehen. Gibt es denn eine künstlerische Kontinuität, vielleicht nicht eine unmittelbare oder programmmäßige, aber eine, die in ähnlicher Empfindung, in Anknüpfung an dieselben Motive, in angenäherten Auffassungen der Themen aus der Riesengebirgslandschaft besteht? Weisen die Raumwahrnehmungen Gemeinsamkeiten auf? In welche visuelle Schärfe, in welche künstlerischen Formen werden Gefühle und Stimmungen verkleidet, die der Berg in den Künstlern hervorruft? Wie wird dieselbe Landschaft, die früher ganz anders von den Romantikern oder den Aufklärungsrationalisten wahrgenommen wurde, heute gesehen? Uns zieht an, Ähnlichkeiten und Unterschiede aufzudecken. Überlegenswert ist die Frage: Was bedeutet eine regionale Identität für Künstler? Macht sie einen reicher und lenkt sie ihn in solche Bereiche der Empfindlichkeit, zu denen andere keinen Zugang haben? Hinterlässt die unaufhörliche Gegenwart der Berge und der Riesengebirgslandschaft Spuren in jeder schöpferischen Handlung? Kann das Riesengebirge mit seiner gesamten Energie, geheimnisvollen Stimmung und einmaligen Architektur der Landschaft auch noch heute weiterhin für Künstler attraktiv sein? Kann ihre schon mehrmals dargestellte magnetische Anziehungskraft weiter noch verbinden und für neue Erfahrungen offen machen? Ist zuletzt die nun beobachtete, eigenartige "Rückkehr zur Natur" allein ein Symptom des Jahrhundert, eine Kaprice der von der modernen Kunst verdrossenen Künstler? Vielleicht ist es aber ein tiefbegründetes Verlangen nach einer Rückkehr zu den Quellen, zu dem Beständigen, Ursprünglichen und Schönen. Das Projekt "Um den grossen Berg" entwächst dem Bedürfnis, die Anwesenheit der Künstler im Riesengebirge und die Bedeutung der Kultur für die Identifizierung dieser Region zu betonen. Dieses Unternehmen folgt den Gedanken, die schon früher mit aller Deutlichkeit auf den Symposien zum Schutz der romantischen Riesengebirgslandschaft, zur Verantwortung für die schlesischen Kunstdenkmäler, im Programm der Gesellschaft für Sudetische Kultur und in dem wohl größten künstlerischen Forschungsunternehmen der letzten Jahre - der Ausstellung "Die imposante Landschaft. Künstler und Künstlerkolonien im Riesengebirge im 20. Jahrhundert" gegenwärtig waren. Auf Werte, die in dieser Region verborgen sind, macht das gemeinsame Projekt der kulturellen Institutionen: "Riesengebirge 2000. Ein Fest der Berge" aufmerksam. Es ist ein Versuch, das gesamte hiesige künstlerische Potential manifest zu machen. Diese Aktivitäten werden begünstigt durch das entgegenkommende Interesse der "Euroregion Neiße", die die Kulturprojekte und ihre Realisierung unterstützt. Das Projekt "Um den grossen Berg" beinhaltet mehrere Unternehmungen, welche die Ikonographie des Berges dreier Nationen durch eine Ausstellung, ein Filmdokument zum Leben der Künstler im Hirschberger Talkessel, die Herstellung einer EDV-Basis und ein Symposion über die Identität des Ortes darstellen. Die Ausstellung versammelt Aufzeichnungen einer intimen Erfahrung des Berges durch Künstler verschiedener Zeiten und Generationen. Wir möchten es zeigen, wie die Schneekoppe von den Meistern der schlesischen, deutschen und böhmischen Landschaftsmalerei, von den polnischen Künstlern nach dem Zweiten Weltkrieg und von den heutigen Künstlern gesehen wurde und wird. Die Auffassungen sind recht mannigfaltig: Die Landschaft wird kontempliert; es wird meditativ in die äußere und innere Welt hineingeschaut; es wird versucht, die Landschaft mit der Malersprache zu definieren, das Wechselhafte und das Ewige in der Natur festzuhalten; es wird aber auch auf die eigene Art experimentiert oder aber versucht, die Idee des Berges in modernere bildliche Ausdrucksmittel umzusetzen. Die Ausstellung soll uns in ihrem historischen Teil die Magie des Ortes, das landschaftliche Phänomen und die kreative Kraft der Berge, die von Malern, Graphikern und Fotografen zum Ausdruck gebracht wurden, näherbringen; in ihrem modernen Teil enthält sie auch Werke der Bildhauer, Keramik- und Installations-Künstler. Wir konnten andere interessante und bearbeitungswürdige Überlieferungen (literarische, musikalische, ethnographische oder fotografische) nicht mehr unterbringen. Doch möchten wir die Hoffnung aussprechen, dass diese zum Gegenstand weiterer Editionen des Projekts "Um den grossen Berg" werden, Diese Ausstellung soll ein Ansporn zur Diskussion sein, einer Diskussion über das gemeinsame Kulturerbe, über die Fruchtsamkeit des künstlerischen Lebens, über den geistigen Reichtum des Riesengebirges, über die Überwindung der Schranken, über die Suche nach und Vereinigung von Ursprüngen, die gefestigte Werte entstehen lassen. Umso bedeutender ist also die Beteiligung der tschechischen Partner an diesem Projekt, die eine weitere reichhaltige Zusammenarbeit ankündigt. Es ist zugleich auch ein Beitrag zur Debatte der Niederschlesier über die Identität der Region. Es ist eine Art Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie scheint sehr wichtig zu sein, zumal jetzt der Hirschberger Talkessel für die heutige und die späteren Generationen der hier Geborenen zur Heimat wurde, die wir mit ihrer ganzen Geschichte und ihren Leistungen wie auch mit dem Pflichtgefühl, das vorgefundene Erbe fortzusetzen und zu bereichern, in Anspruch nehmen. Einerseits ist es eine nostalgische Reise um die Schneekoppe, andererseits ein zwingendes Bedürfnis: zu zeigen, dass auf diesem fruchtbaren Boden eine nächste, kulturmäßig ebenfalls reiche Schicht im Entstehen ist. Janina Hobgarska | ||||||||||||
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